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Manfred Putz - die Durchquerung der Atacama Wüste

8. April 2015, 19:40pm

Veröffentlicht von sport-oesterreich

Manfred Putz - die Durchquerung der Atacama Wüste

Manfred Putz - Tour 3 in der Atacama Wüste

Die dritte Tour der “FÜNF TOUREN“ die Durchquerung der Atacama Wüste wurde erfolgreich absolviert. Wie erwartet haben hier die klimatischen Bedinungen den Verlauf der Tour bestimmt. Ich reiste am 28.01.2015 nach Arica um mich vor Ort zu akklimatisieren und um den letzten Schliff für die Tour zu erlangen. Auch wurden noch organisatorische Erledigungen vor Ort gemacht. Das Training rund um Arica war alle Tage ein Kampf mit den wild streunenden Hunden. Fast täglich jagte mir eine Meute hinterher, doch ich war auch jedes Mal schneller, oder ein Auto kam mir zu Hilfe. Das Hotel Samaña erwies sich als Goldrichtig. Neben der Barrierefreiheit war auch die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft mehr als erwähnenswert. Die Besitzer des Hotels die Familie Acevedo weihten uns in Aymarischen (den Vorfahren der Inkas) Ritualen ein. Diese ganze Prozedur lies mich noch mehr eins mit der Atacama Wüste werden.

Tagtäglich verband ich mich mit der Wüste gedanklich um das richtige Gefühl für die Tour zu bekommen. Stefan und Florian reisten etwas früher an, am 15.03.2015 war die Crew mit Lukas (welcher Teamleiter war) Andre und Helmut komplett. Letzte Vorbereitungen wurden von der Crew getätigt, die Autos wurden adaptiert, Einkäufe wurden gemacht, alles war bereit für den Start der Tour. Am 20.03.2015 war es dann soweit. Am Morrow dem Fels von Arica wurde der Start zelebriert. Neben Aymaratänzen und hochrangigen Politikern wurde ich verabschiedet, sozusagen in die Wüste geschickt.

Tag 1 in der Atacama Wüste

Anfangs begleitete mich das Militär auf Fahrrädern, welche sich nach ca. 50 Kilometern ausklinkten. Die ersten 200 Kilometer erwiesen sich als sehr brutal, ein Auf und Ab mit viel Wind und Sandverwehungen. Rund um Pozo Almonte machte ich die erste Pause für Kleidungswechsel und Toilette. Nun kam erstmals das tragbare WC zum Gebrauch, was auch mein Gewicht standhielt. Warm angezogen gings in die erste Nacht, es kühlte auf ca. 5 Grad Plus ab, da mein Körper von der Tageshitze voll aufgeladen war, kam mir diese Temperatur entgegen. In den Morgenstunden plagte mich zusehends der Schlaf, immer wieder gelang ich auf die linke Fahrbahnhälfte was nicht ungefährlich war. Wir liesen in der Nacht Iquique hinter uns und befanden uns nach 24 Stunden bei Kilometer 425 mit ca. 3000 Höhenmetern, was exakt nach Plan war.

Tag 2 in der Atacama Wüste

Am zweiten Tag brannte die Sonne schon am Morgen gnadenlos auf uns runter. Es sollte ein heißer Tag werden, zwischen 40 und 45 Grad oder auch mehr in Asphaltnähe musste ich nun neben der körperlichen Belastung standhalten. Hier war auch die Crew mehr als gefragt. Sie kühlten mich während der Fahrt mit Wasserduschen ab, immer wieder wurde der Sonnenschutz erneuert und trinken, trinken und nochmals trinken war angesagt. Es war ein Leiden auf hohem Niveau, ein Kurbeln in der Saune wo es nur ein Ziel gab, das Ziel Copiapo. Als es Abend wurde befanden wir uns in Antofagasta, wir fuhren dort erstmals mit der Erlaubnis der Polizei auf die Autobahn. Die zweite Nacht setze ein, wie die Sonne unterging, kühlte es diese Nacht auf ca. 2 Grad Plus ab. Diese Nacht war mir schon richtig kalt, Erschöpfung und Müdigkeit machten sich spürbar. Nun ist dieses besagte Teilstück an der Reihe, wo es über 400 Kilometer nur Outback gibt, also neben Landschaft nur Landschaft, keine Spur von Zivilisation.

Tag 3 in der Atacama Wüste

Als es den Morgen zuging fing ich erstmals an zu Halluzinieren. Plötzlich glaubte ich, ich befinde ich in einem Skigebiet mit einigen Almhütten und Skiliften. Ich erzählte es meiner Crew, die meinen schwierigen Zustand sofort erkannte. Auch kam ich immer wieder auf die linke Seite, dem sie durch lautes Hupen und Mikrofondurchsagen entgegensteuerten. Sowie die Sonne aufging, es hell wurde, war ich wieder voll im Bilde. Nun nach 48 Stunden hatten wir 800 Kilometer mit ca. 6500 Höhenmetern hinter uns. Wir lagen etwas im Zeitplan hinten, doch es hielt sich in Grenzen, diesen Zeitplan erstellte ich mir selber um selbst einen Druck zu erzeugen.

Auch der dritte Tag fing an mit extrem heißen Temperaturen, ich kam mir vor wie auf einem Grill. Luki oder Andre begleiteten mich bei Anstiegen immer wieder im Laufschritt, was mich sehr motivierte. Kopfschmerzen, Rückenschmerzen sowie Handgelenkschmerzen waren nun auch ein ständiger Begleiter. Die Sonne mit Ihrer Kraft brannte erbarmungslos auf meinen Körper, der zusehends litt. Gegen Abend erreichten wir die 1000 Kilometermarke was ein Hochgefühl in meinen Körper auslöste. Die Crew überraschte mich mit coolen Verkehrsschildern und Zeichnungen. Jubel kam bei uns auf, wir sind dem Ziel schon nahe gekommen, diese dritte Nacht schaffen wir auch mit links, war unser gemeinsamer Tenor. Nach dem Kleidungswechsel und der Nahrungsaufnahme sollte es jedoch ganz anders kommen. Als ich im Bike saß, stellte ich mich auf die linke Straßenseite und wartete auf die Abfahrt. Laut schreiend zitierte mich die Crew auf die richtige rechte Seite. Ab diesen Zeitpunkt erkannte ich nicht mehr Links oder Rechts. Nach einem langen Anstieg, als es wieder bergab ging suchte ich zwischen Häuserschluchten verzweifelt die richtige Ausfahrt eines Kreisverkehrs, wo es aber nichts gab außer der langen Geraden der Route Five. Ich ärgerte mich, das nur ich Radfahren musste und fragte Stefan ob wir irgendwo drinnen sind oder draußen im Freien. Ich war völlig von der Rolle, unser Ziel war in mir immer präsent, doch meine Aufgabe für das Erreichen des Zieles erkannte ich nicht mehr. Da die Situation des Linksfahrens immer gefährlicher wurde, musste die Crew handeln. Sie holten mich nach gemeinsamer Absprache vom Bike, legten mich ins Auto, wo ich sofort schlafen konnte. Nach einer guten halben Stunde Tiefschlaf, erholte sich mein Geist dermaßen gut, das ich wieder klar bei Sinnen war, meine Aufgabe erkannte und die Tour fortführen konnte. Diese Handlung von meiner Crew rettete die Durchquerung der Wüste vor einem Scheitern. Der Kopf, der eigene richtige Gedanke entscheidet von Sieg oder Niederlage. Zielstrebig setzte ich die Fahrt mit klarem Kopf fort. Nach dem dritten Tag hatten wir 1100 Kilometer mit ca. 10 000 Höhenmetern.

Die letzten Kilometer bis ins Ziel

Chanaral wurde erreicht, ab hier gab es wieder Zivilisation, die Strecke bis Caldera war extrem schwer zu fahren. Teilweiße einspurig auf einer Schotterpiste, wurde Mensch und Maschine nochmals auf das härteste geprüft. Ab Caldera ging es die letzten 80 Kilometer auf einer Autobahn in den Endspurt. Vor der Stadteinfahrt von Copiapo empfing uns die Polizei. Sie eskortierte uns ins Zentrum, wo hohe Offizielle von Copiapo und verschiedene Medien uns einen tollen Empfang bereiteten. Es ist vollbracht, die Atacama Wüste mit 1274 Kilometer 10700 Höhenmetern wurde in 79 Stunden durchquert. Extreme Hitze, Sandstürme, Halluzinationen und teilweiße extrem schlechte Straßen stellten sich in den Weg. Meine perfekt handelnde Crew navigierte mich erfolgreich ins Ziel, gemeinsam haben wir es geschafft!!!

Die Atacama Wüste, voll von Extremen, mit dem Bike zu durchqueren, galt bis dato für Radfahrer als extrem schwer, für Handbiker als unmöglich. Durch unsere erfolgreiche Durchquerung sind wir unseren Slogan treu geblieben: ALLES IST MÖGLICH, MAN MUSS ES NUR TUN. Scheinbar unmögliche Ziele möglich machen, dabei andere Menschen inspirieren sich Ziele zu setzten, das ist mein innerer Antrieb. Hat man ein Ziel, dann hat man eine Aufgabe, diese Aufgaben bilden den Pfad des Lebens.

Bei meiner kompletten Crew, meinen Sponsoren und Gönnern, sowie meinem kompletten Trainerstab vom Olympiastützpunkt Rif, möchte ich mich herzlichst bedanken. Sie ermöglichen es mir diese scheinbar unmöglichen Ziele zu verwirklichen.

Manfred Putz

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